Aktuelles5 Jahre Unabhängige Opferschutzkommission – eine APA- ZwischenbilanzEs kann keinen Schlussstrich gegeben – Kampf gegen Missbrauch und Gewalt und Prävention sind eine Daueraufgabe für Kirche, Staat und Gesellschaft Die von Kardinal Christoph Schönborn zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche eingesetzte Opferschutzanwaltschaft wird im April fünf Jahre alt. In einem am 4. April 2015 veröffentlichten APA-Interview zieht deren Vorsitzende Waltraud Klasnic eine positive Bilanz: "Der Kardinal hat das einzig Richtige getan." Rund 1.700 Fälle hat die Kommission bearbeitet, 16,8 Mio. Euro an finanzieller Hilfe wurde von der Kirche zuerkannt. Am Gründonnerstag 2010 ist Klasnic erstmals mit Schönborn zusammengetroffen, zuvor hatte der Wiener Erzbischof angekündigt, die ehemalige steirische Landeshauptfrau zur Opferschutzbeauftragten zu ernennen. Diese hatte immer wieder - auch gegen Kritik - die Unabhängigkeit des Gremiums betonen müssen. "Er hat sich nicht ein einziges Mal in irgendeiner Form hineinreklamiert", verteidigt sie Schönborn auch heute. Selten aber doch habe es aber Gespräche mit ihm gegeben, wenn "der eine oder andere Namen" eines des Missbrauchs beschuldigten katholischen Geistlichen aufgetaucht sei. Acht ehrenamtliche Mitglieder neben Klasnic umfasst die Opferschutzkommission, darunter etwa die Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes, Brigitte Bierlein, der Psychiater Reinhard Haller und der ehemalige Präsident des Wiener Stadtschulrates, Kurt Scholz. Einen Schlussstrich wird es laut Klasnic nicht geben, im Gegenteil: "Es ist sehr stark der Wunsch da, dass weitergearbeitet wird." Allerdings hätte sich seit der Konstituierung des prominenten Gremiums noch niemand zusätzlicher gemeldet, der sich an der ehrenamtlichen Arbeit beteiligen würde. Auch bezüglich der Entschädigungen an die Opfer lobt Klasnic die Kooperation mit der römisch-katholischen Kirche. Das Geld, das die Kirche bereitstellt, stammt aus einer eigenen Opferschutzstiftung, deren Vorsitzender der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng ist. Diese sei in den fünf Jahren ihres Bestehens allen Empfehlungen der Kommission nachgekommen. Und nicht nur finanzielle Entschädigungen an die Opfer wurden geleistet, auch mehr als 45.000 Therapiestunden sind laut Klasnic zuerkannt worden. Ein Wunsch Klasnics an die Politik ist bis jetzt ungehört geblieben: Die Einrichtung einer Missbrauchs-Präventions-Stelle durch die Republik. Dennoch sieht die Vorsitzende der Opferschutzanwaltschaft weitere positive Effekte, wie einen gesellschaftlichen Wandel. "Wenn heute etwas passiert, ist es morgen in jeder Zeitung - und das ist gut so", sieht sie eine Sensibilisierung hinsichtlich des Themas. Über das APA-Interview hinaus hat Klasnic mehrfach betont, dass Prävention und Bewusstseinsbildung neben der Anerkennung und Unterstützung von Opfern und Aufarbeitung ein besonderes und bleibendes Anliegen ist. |